Es gibt allerdings einen Knackpunkt, denn es sind ungewöhnlich hohe Temperaturen von voraussichtlich über 20 Grad Celsius sowie teilweise windige Bedingungen vorhergesagt. Bei ungünstigem Wetter wäre es sehr schwierig, die hochkarätigen Bestzeiten zu unterbieten.
Angesichts der großen Zahl von deutschen Topathleten, die am Sonntag in Berlin an den Start gehen, wird dieses Rennen der voraussichtlich wichtigste Qualifikationslauf für die Europameisterschaften sein, bei denen im Juni in Rom ein Halbmarathon auf dem Programm steht. Jeweils bis zu sechs Männer und Frauen kann der Deutsche Leichtathletik-Verband für die kontinentalen Titelkämpfe nominieren. Die Einzel-Normen stehen bei 61:40 beziehungsweise 70:30 Minuten.
Das Rennen der Männer
Alles andere als der achte kenianische Sieg in Serie wäre eine sehr große Überraschung. Denn jene sechs Athleten auf der Startliste, die bereits unter 60:00 Minuten gelaufen sind, kommen alle aus der Laufnation Nummer eins. Am stärksten einzuschätzen ist Daniel Ebenyo, obwohl der persönliche Rekord des 28-Jährigen mit 59:04 noch nicht unter 59:00 liegt. Seit dem Gewinn der Silbermedaille bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Riga (Lettland) im vergangenen Oktober hat Daniel Ebenyo alle seine Rennen gewonnen. In Kalkutta (Indien) lief er dabei über 25 km mit 1:11:13 Stunden eine Weltbestzeit, die darauf hindeutet, dass er im Halbmarathon den Berliner Streckenrekord deutlich unterbieten könnte. „Ich möchte schneller laufen als je zuvor“, kündigte der Kenianer bei der Presskonferenz an.
Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) hat mit 61:23 Minuten die schnellste Bestzeit unter den nationalen Startern. Während er die Marathon-Olympia-Qualifikation verpasste, aber bereits die Norm für den Halbmarathon bei den Europameisterschaften im Juni hat, ist es bei Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) umgekehrt. Überraschend hatte er sich beim Dubai-Marathon im Januar auf 2:06:27 Stunden gesteigert. Im Halbmarathon lief er vor einem Jahr in Berlin seine Bestzeit von 61:44. „Ich habe mich acht Wochen lang in Äthiopien im Höhentraining auf das Rennen am Sonntag vorbereitet und bin in guter Form“, sagte Samuel Fitwi. „Mein Ziel ist es, meine Bestzeit zu unterbieten und mich für die EM zu qualifizieren.“ Es ist durchaus möglich, dass Samuel Fitwi am Sonntag für eine weitere Überraschung sorgen kann.
Johannes Motschmann (SCC Berlin, Marathon Team/Bestzeit: 61:45), Davor Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach/61:49), Sebastian Hendel (LG Braunschweig/61:52), Hendrik Pfeiffer (TK Hannover/62:05) und Filmon Teklebrhan-Berhe (LAC Freiburg/62:17) sind die anderen Starter in Berlin, die sich Chancen auf einen EM-Start ausrechnen können.
Das Rennen der Frauen
15 Jahre nach dem Sieg von Sabrina Mockenhaupt könnte es am Sonntag erstmals wieder eine deutsche Gewinnerin beim Generali Berliner Halbmarathon geben: Denn am Start ist Melat Kejeta, die mit ihrer nationalen Rekordzeit von 65:18 auch die europäische Bestzeit für reine Frauen-Rennen (ohne männliche Tempomacher) hält. „Mein erstes Ziel ist es, meine Zeit aus dem vergangenen Jahr von 66:25 zu unterbieten. Wenn es am Sonntag gut läuft, will ich versuchen, meine Bestzeit anzugreifen“, sagte Melat Kejeta, die bei der Halbmarathon-WM 2020 sensationell die Silbermedaille gewonnen hatte. Die 31-Jährige hat sich ebenso wie Samuel Fitwi in der Höhe von Addis Abeba auf den Generali Berliner Halbmarathon vorbereitet. Bedenken bezüglich der vorhergesagten hohen Temperaturen hat Melat Kejeta nicht.
Ihre früheren äthiopischen Landsfrauen Ftaw Zeray (Bestzeit: 66:04) und Yalemget Yaregal (66:27) sind die voraussichtlich stärksten Konkurrentinnen von Melat Kejeta. Die Läuferin aus Kassel hat den bedeutendsten deutschen Halbmarathon tatsächlich schon einmal gewonnen: 2018 siegte sie in 69:04. Sie war aber damals noch Äthiopierin. Die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt Melat Kejeta ein Jahr später.
Neben Melat Kejeta stehen fünf weitere deutsche Athletinnen auf der Startliste, die Chancen haben, für die Europameisterschaften in Rom nominiert zu werden: Deborah Schöneborn (SCC Berlin, Marathon Team/Bestzeit: 69:41), Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg/69:43), Esther Pfeiffer (TK Hannover/70:24), Rabea Schöneborn (SCC Berlin, Marathon Team/70:35) und Kristina Hendel (LG Braunschweig/70:38).
Topläufer mit Bestzeiten | ||
MÄNNER | ||
Daniel Ebenyo | KEN | 59:04:00 |
Bravin Kiprop | KEN | 59:21:00 |
Isaia Lasoi | KEN | 59:27:00 |
Cosmas Boi | KEN | 59:29:00 |
Amos Kurgat | KEN | 59:34:00 |
Benard Biwott | KEN | 59:44:00 |
Jake Smith | GBR | 60:31:00 |
Pasquale Selvarolo | ITA | 60:32:00 |
Diego Estrada | USA | 60:49:00 |
Kipsambul Kimakal | KEN | 61:20:00 |
Simon Boch | GER | 61:23:00 |
Simon Debognies | BEL | 61:25:00 |
Samuel Fitwi | GER | 61:44:00 |
Johannes Motschmann | GER | 61:45:00 |
Davor Aaron Bienenfeld | GER | 61:49:00 |
Sebastian Hendel | GER | 61:52:00 |
Hendrik Pfeiffer | GER | 62:05:00 |
Filmon Teklebrhan-Berhe | GER | 62:17:00 |
Konstantin Wedel | GER | 63:02:00 |
Tom Förster | GER | 64:11:00 |
FRAUEN | ||
Melat Kejeta | GER | 65:18:00 |
Ftaw Zeray | ETH | 66:04:00 |
Yalemget Yaregal | ETH | 66:27:00 |
Tekle Muluat | ETH | 67:41:00 |
Fabienne Schlumpf | SUI | 68:27:00 |
Sofiia Yaremchuk | ITA | 68:28:00 |
Deborah Schöneborn | GER | 69:41:00 |
Miriam Dattke | GER | 69:43:00 |
Lauren McNeil | GBR | 70:02:00 |
Winnie Kimutai | KEN | 70:08:00 |
Gladys Tejeda | PER | 70:14:00 |
Clara Evans | GBR | 70:17:00 |
Esther Pfeiffer | GER | 70:24:00 |
Rabea Schöneborn | GER | 70:35:00 |
Kristina Hendel | GER | 70:38:00 |
Thea Heim | GER | 73:17:00 |
Jana Soethout | GER | 73:56:00 |
Lelise Wakweya | ETH | Debüt |
Text: Jörg Wenig / Race News Service
Fotos: Petko Beier / SCC EVENTS